02/07/2024 0 Kommentare
Highway to Heaven
Highway to Heaven
# Gottesdienste/Spirituelle Angebote
Highway to Heaven
Eine Melodie – es ist, als ob der Wind mir flüstert. Meine Ohren gieren nach so einer Melodie. Ich will irgendetwas hören, das mich und meine Winterschuhe aus dem Matsch zieht, durch den ich nach der halben Stunde Schneeregen gerade laufen muss.
Doch, doch, ich glaube, ich habe da Musik gehört. Nur ganz kurz, bevor das nächste Auto an mir vorbeirauscht. Aber da war was. Ich hebe meinen Kopf, mein Blick wandert vom Grau-Braun des Fußweges weg, durch das Dämmerlicht und durchforstet die kahlen Vorgärten an der nächsten Biegung der Straße. Von irgendwo hinter dieser Kurve kommt es!
Nochmal. Wieder deutlicher. Weil der Verkehr eine kurze Pause macht, verschafft er mir jetzt die Gewissheit: Die Musik bilde ich mir nicht ein. Und: Sie kommt auf mich zu.
Wie erstarrt verharre ich auf dem kalten Weg – was meine frierenden Zehen bereuen. Mein Rücken beschwert sich, weil ich mich ganz komisch nach vorn und zur Seite gleichzeitig neige. Aber mein Ohr will diese Melodie noch einmal aus dem Rauschen fischen, meine Augen suchen, was da klingend kommt.
Und dann fängt es an zu leuchten. Aus einem ersten Lichtfunken zwischen zwei Sträuchern wird ein Schimmer, dann ein Flimmern, zuletzt ein Schein und als sie die Kurve passieren, tauchen sie den ganzen Straßenzug in Glanz. Ich bade in Wärme und Licht.
Ein, zwei, drei … zig LKW biegen um die Ecke. Jeder davon ist von vorn bis hinten satt rot angemalt. Die langen Kanten sind voll besetzt mit strahlenden Glühbirnen. Einer um den anderen reihen sich die Wagen der Werbe-Tournee auf die lange Gerade ein, die zu mir führt. Es wird immer noch heller, noch herrlicher. Jeder Weihnachts-Truck trägt Lautsprecher, die vom Wunder im Traum aus Liebe und Frieden für jedermann singen.
Ich stehe nach wie vor schief da, mein Mund ist aufgeklappt – meine Zähne bibbern, aber meinem Herzen geht es gut. Was da gerade zu mir fährt, nimmt mich ehrlich mit.
Weihnachten kommt Gott auf die Welt. Sein Kommen muss sich genau so anfühlen. Es wird laut sein und klangvoll. Blendend schön und warm. Es kommt ein König und der kommt gewaltig. Sein Thronwagen ist eine Parade aus knallroten 40-Tonnern samt Lichtermeer.
Eine Minute später sind die Weihnachts-Trucks an mir vorbeigefahren. Nach dem Leuchten verschwindet auch die Musik langsam hinter der nächsten Kreuzung. Ich finde zurück zu mir selbst und stehe endlich wieder gerade und entspannt.
So viel ist klar: Es war nur die Werbetour Coca-Cola-Company, einer Firma, der ich nicht traue. Es war nicht Gott – der wird sicher keine kühlschrank-kalte Brause bringen, erst recht nicht im Dezember.
Aber als die LKW-Parade meinen Weg kreuzte, da konnte ich mich nicht wehren. Sie haben ein Gefühl in mir geweckt. Ich habe Freude gespürt. Der Advent hat mich gepackt. Ich weiß jetzt, worauf ich warte und worauf ich mich vor-freue. Denn ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn es heißt: "Seht, da ist euer Gott. Seht, Gott der Herr, kommt mit Macht!"
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