Normalität?

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# Gemeindeleben

Normalität?

Mir ist der Ernst der Situation wieder einmal begegnet. 

Ich wusste ja schon, dass Besuche im Alten- und Pflegeheim verboten sind. Aber heute morgen war ein noch deutlicheres Schild an der Glastür: „Die Einrichtung ist geschlossen.“ Es machte wirklich einen unheimlichen Eindruck. 

Ich habe meinen Umschlag mit dem Geburtstagsgruß vor das Kameraauge gehalten und gefragt, ob jemand da ist. Das Foyer und alles, was zu sehen war, schien total verlassen. Dann kam aber doch eine Mitarbeiterin und nahm meinen Gruß. „Die Bewohner sind wirklich sehr traurig“, war ihre deutliche Botschaft aus unserem kurzen Gespräch. Und dann waren da noch die beiden Menschen, die auf einer Trage jemanden aus dem Haus an uns vorbei in den Rettungswagen brachten. Alles geschah konzentriert und mit dem gebotenen Abstand. Tatsächlich lag aber über dieser Szene auch für mich eine seltsame Ruhe und auch eine Traurigkeit. Es ist spürbar, man kann hier spüren, wie lange der Weg zu einer Art von Normalität noch sein wird, gerade für die Menschen, die in einer Seniorenresidenz, einem Alten- oder Pflegeheim leben, für die Angehörigen, und – ganz am Ende dieser Kette – auch für mich.

Vorher, in dem Leben, das wir bis Anfang März hatten, konnte ich einfach am Empfangstresen nachfragen, wo ich den- oder diejenige finde, die ich besuchen wollte. Und jetzt, nur ein paar Wochen später, finde ich mich in einer Situation wieder, die schon fast an einen Science-Fiction-Film erinnert. Gleichzeitig höre ich von anderen, für die im Grunde die Krise schon überstanden ist, und wir sollten doch nun schnell wieder zur Normalität zurückfinden. Nein, so wird es nicht sein, das ist die Lehre aus dem kurzen Moment vor einer Tür in Findorff.

Pastor Norbert Harms

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