Aufsuchende Gemeindearbeit

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# Gemeindeleben

Aufsuchende Gemeindearbeit

Ich habe das Glück, den Besuchsdienst zu leiten. Eine freundliche Gruppe, die alte Menschen zum Geburtstag aufsucht und den Glückwunsch der Gemeinde ins Haus bringt. Oft entsteht so unvermutet eine freundliche Begegnung.

Ich weiß, dass das noch längst nicht an die Vorstellung einer aufsuchenden Gemeindearbeit heranreicht, die zur Zeit in vielen Gemeinden die Runde macht: die Menschen aufzusuchen, die von sich aus nicht in der Lage sind, barrierefrei zu unseren Angeboten ins Gemeindehaus zu kommen, sich aber den Kontakt zur Gemeinde wünschen.

Aber ein bisschen davon habe ich vor ein paar Tagen erlebt. Ich habe den Gemeindebrief verteilt bei den Bewohner*innen der Kaisen-Häuser, bis hin zum Gudrunweg. Mein Bezirk geht bis dahin.

Ich habe verwunschene, in voller Pracht stehende, von herrlichen Düften durchdrungene, üppige Gärten gesehen. Natürlich auch verlassene und verwilderte. An manche konnte ich mich erinnern: Ich war da, zum Geburtstag, zum Ehejubiläum  oder zum Beerdigungsgespräch. Ich habe dabei viel gehört über die Erlebnisse derer, die sich hier nach dem Krieg ein neues Zuhause geschaffen haben.

Weil es ein schöner Tag war, habe ich fast überall jemanden angetroffen, manchmal durch lautes Rufen, weil ich nicht einfach unangemeldet auf das Grundstück gehen wollte. Tolle Gespräche über die alten Zeiten, zu denen ich nun auch schon gehöre, habe ich geführt. Aber auch: „Wir haben Sie vermisst zum 50. Hochzeitstag.“ Ich nutze das Gespräch mit einem superfreundlichen älteren Herrn, dessen Eltern ich schon bestattet habe (!), um zu erklären, wie sich mein Dienst verändert hat. Über die Jahre ist die Seelsorge immer mehr – und auch wichtiger - geworden: Gespräche mit Menschen zwischen zwölf und 95, die mit ihrem Leben nicht gut zurechtkommen. Die Seelsorge aber gehört, wie der Gottesdienst, die Amtshandlungen (Taufen, Trauungen und Beerdigungen) und der Konfirmandenunterricht, zu unseren Kernaufgaben. So bin ich mit den Ehejubiläen nicht mehr so sorgfältig gewesen wie in den Anfangsjahren. Zum Glück treffe ich auf Verständnis.

Mit anderen rede ich über die längst erwachsenen Kinder (und Enkel), wo sie leben, wie es ihnen geht, mit wieder anderen darüber, dass wohl die Zeit kommt, in eine Wohnung zu ziehen, weil die Bewirtschaftung der Parzelle mit 80 Jahren langsam über die Kräfte geht. Mir gehen schon die Pflanzkübel, die in unserem kleinen Hofgarten stehen, über die Kräfte…

Mit einem Mann meiner Generation, den ich rufe, weil ich ein Grundstück nicht finde, der sich interessiert für unsere Sonderausgabe, spreche ich über die Veränderungen, die das Corona-Virus mit sich gebracht hat. Mir läuft langsam die Zeit davon. 

Gut, dass ich die Menschen in den Kaisen-Häusern aufgesucht habe. Ich fahre, durch Düfte, durch wunderbare Farben und das Licht an einem Sommertag, durch Worte und viel Freundlichkeit, reich beschenkt zurück.

Pastor Norbert Harms

Wenn Sie sich für unseren Gemeindebrief "mittendrin" interessieren, aber noch keinen erhalten haben, können Sie ihn sich hier als pdf herunterladen. Gern können Sie sich auch ein gedrucktes "mittendrin" im Gemeindezentrum rausholen.

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