02/07/2024 0 Kommentare
Das Geld – gute Sache oder böser Mammon?
Das Geld – gute Sache oder böser Mammon?
# Gottesdienste/Spirituelle Angebote
Das Geld – gute Sache oder böser Mammon?
Der Gottesdienst an diesem Sonntag wurde von einem Team vorbereitet. Jede*r hat sich seine Gedanken zum Thema gemacht. So sind drei kleine Beiträge entstanden. Der erste Beitrag ist von Udo Kelle, die Beiträge von Lydia Salge und Jürgen Gabriel finden Sie unter den Links (bitte Namen anklicken).
Der reiche Kornbauer (Lukas 12, 16 - 21)
"16 Und er sagte ihnen ein Gleichnis und sprach: Es war ein reicher Mensch, dessen Land hatte gut getragen. 17 Und er dachte bei sich selbst und sprach: Was soll ich tun? Ich habe nichts, wohin ich meine Früchte sammle. 18 Und sprach: Das will ich tun: Ich will meine Scheunen abbrechen und größere bauen und will darin sammeln all mein Korn und meine Güter 19 und will sagen zu meiner Seele: Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat für viele Jahre; habe nun Ruhe, iss, trink und habe guten Mut! 20 Aber Gott sprach zu ihm: Du Narr! Diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern. Und wem wird dann gehören, was du bereitet hast? 21 So geht es dem, der sich Schätze sammelt und ist nicht reich bei Gott."
Hat man ein ordentliches finanzielles Polster, braucht man sich um viele Dinge keine Sorgen mehr zu machen. Oder, wie ein Sprichwort sagt „Geld macht nicht glücklich, aber es beruhigt“.
Eine solche Situation ist offensichtlich eingetreten in dem Gleichnis, das Jesus uns da erzählt: Ein Bauer hat eine überreiche Ernte gemacht und ist mit einem Mal alle seine Sorgen los, bis vielleicht auf eine: Wo soll er jetzt seinen ganzen Reichtum unterbringen? Aber auch dieses Problem geht er tatkräftig, pragmatisch und vernünftig an. Notfalls wird er halt seine alten, kleinen Scheunen abbrechen und neue, größere bauen. Und dann muss er sich für lange Zeit keine Sorgen mehr machen. Er hat sein Leben wunderbar im Griff. Alles läuft großartig.
Aber, gerade in dem Moment, wo sich alles maximal positiv entwickelt, platzt ein Spielverderber hinein: Gott persönlich macht dem Bauern auf ziemlich drastische Weise klar, dass der sein Leben eben überhaupt nicht im Griff hat. In wenigen Stunden wird er es verlieren. Und mit einem Mal zerplatzt die Illusion seiner gesicherten Zukunft wie eine Seifenblase. Nichts, rein gar nichts hat er im Griff.
Ich habe es förmlich vor Augen, wie der Bauer da steht, wie vom Donner gerührt. Auf die Frage „Wem wird dann gehören, was Du bereitet hast?“ kann er nur noch hilflos die Achseln zucken.
Das Gleichnis spricht auf schockierende, fast brutale Weise eine Warnung aus: Setzt nicht aufs falsche Pferd, sucht die Sicherheit Eures Lebens nicht in Eurem materiellen Besitz, wo sie gar nicht zu finden ist. Das letzte Hemd hat keine Taschen.
Aber viel interessanter ist es doch jetzt zu fragen: Hätte diese Sache auch anders ausgehen können? Schauen wir uns dazu noch einmal den letzten Satz des Gleichnisses an: „So geht es dem, der sich Schätze sammelt und ist nicht reich bei Gott.“ Mir ist es bei dem Satz wie Schuppen von den Augen gefallen: In der Geschichte ging es die ganze Zeit nur um den Bauern selber, sein Reichtum war für ihn und nur für ihn allein bestimmt, da hatte kein anderer, nicht einmal Gott, einen Platz.
Aber: „reich sein bei Gott“ – wie soll das gehen? Der Schatz, den man bei Gott haben kann, ist tatsächlich ein häufiges biblisches Thema. So lesen wir im ersten Brief des Paulus an Timotheus: „Den Reichen in dieser Welt gebiete, dass sie (...) nicht hoffen auf den unsicheren Reichtum, sondern auf Gott, der uns alles reichlich darbietet, es zu genießen; dass sie Gutes tun, reich werden an guten Werken, gerne geben, zum Teilen bereit sind und sich selbst einen Schatz sammeln als guten Grund für die Zukunft, damit sie das wahren Leben ergreifen.“
Hier wird nicht der bloße Besitz materieller Güter oder das schöne Leben als solches moralinsauer verurteilt. „Gott bietet uns alles reichlich dar es zu genießen“, steht da. Es geht offensichtlich nicht um Verzicht um des Verzichts willen, um eine fromme Übung, sondern um etwas anderes, um das, was Martin Luther einmal das „in sich zurückgebogene Herz des Menschen“ genannt hat, die reine Selbstbezogenheit, das „nur-an-sich-denken-wollen“. Denn gerade, wer viel hat, wer also, um es in biblischer Sprache zu sagen, reich gesegnet ist, könnte doch abgeben, mit anderen teilen, ihnen helfen: Anstatt sich auf seine Korn- oder Geldsäcke zu setzen und zu sagen: „Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat für viele Jahre; habe nun Ruhe, iss, trink und habe guten Mut!“, kann man gerade dann, wenn man viel hat, viel sinnvolles damit tun.
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