Über das Klagen

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Über das Klagen

„Jetzt jammer doch nicht so rum!“ Klagen hat einen schlechten Ruf. Stark ist, wer durchhält ohne zu klagen. Zumindest sollten sich die Klagen in Grenzen halten, damit sich das Umfeld nicht genervt abwendet. Im Alten Testament sieht das ganz anders aus: Dort hat die Klage den gleichen Stellenwert wie die Freude und der Dank. Wenn es etwas zu beklagen gibt, dann wird es nicht in sich hineingefressen, sondern laut herausgelassen! Und wer kriegt es ab? Gott! Der, der es am besten abkann. 

Ein Ausschnitt aus dem Predigttext. Hiskia, der König von Juda, schrieb den folgenden Psalm, nachdem er an einer schweren Krankheit gelitten hatte: 

Als ich krank war, sagte ich:
Mitten im Leben muss ich gehen.
Ich stehe an der Schwelle des Todes,
der Rest meiner Jahre wird mir genommen.
Tag und Nacht lässt du, Gott, mich mein Ende spüren.
Bis zum Morgen versuche ich vergeblich,
zur Ruhe zu kommen.
Voll Sehnsucht richte ich meine Augen nach oben:
Herr, ich bin in Not – tritt für mich ein!
Was soll ich sonst sagen?
Ich bin so verbittert,
dass ich keinen Schlaf mehr finde.
Herr, du kannst mich gesund machen.
Deshalb lass mich leben! 

Hier geht es zwar um Leben und Tod – viel mehr als eine Alltagsklage. Aber Hiskia mutet Gott zu, Kritik abzukönnen. Er klagt Gott an und kritisiert ihn – mit der Bitte ihn doch bald wieder gesund zu machen. Vielleicht kann dieser Text für uns ein Impuls sein, ehrlicher zu beten. Nicht unsere Gefühle zu verstecken, sondern Gott das zu sagen, was uns wirklich auf dem Herzen liegt. Klagen kann manchmal heilsam sein.

Vikar Richard Jamieson

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